21.05.03

Nach dem Stau ist vor dem Stau

Oldenburger Verkehrspolitik auf dem Prüfstand -  nur eine Momentaufnahme?

Wohlwollende Oldenbürger freuen sich: „Das wurde auch mal Zeit!“. Auch Taxiunternehmer sind über die zahlreichen Großbaustellen im Oldenburger Stadtgebiet möglicherweise glücklich, da nun viele Stoßdämpfer und Querlenker vernichtende Schlaglöcher und Holperpisten runderneuert  werden. Doch das Gros der Verkehrsteilnehmer und Personenbeförderer ist einfach nur noch genervt. Mehr Stop als Go und fast täglich eine neue Ãœberraschung in Form wechselnder Umleitungen sowohl auf dem Autobahnring als auch im Stadtgebiet. Der morgendliche Weg zu Arbeit wird zum Lotteriespiel - der Feierabend zur schier unendlichen Geduldsprobe. Der Öffentliche Personennahverkehr kommt streckenweise zum  Erliegen. Taxifahrer versuchen genervte Fahrgäste zu beruhigen, da sie mal wieder gezwungener Maßen einen Umweg fahren müssen.

Doch wer glaubt, dass daran lediglich die Baustellen Schuld sind, muss leider eines Besseren belehrt werden.

Brennpunkt Pferdemarkt:

Die Baustelle im Bereich der Einmündung Peterstraße verschlimmert vorübergehend die Verkehrsprobleme, die bereits nach dem Umbau der Bushaltestelle vor der  Landesbibliothek deutlich wurden: Die Bereitstellung lediglich einer Geradeausspur in Richtung Peterstraße hat sich als Flop erwiesen, da sich nicht nur nach einer Veranstaltung in der Weser-Ems-Halle die  Automassen bis weit in die Neue Donnerschweer Straße zurückstauen. Taxen leiden in besonderem Maße darunter, da ihnen ohne erkennbaren Grund die Sondernutzung der Busspur gestrichen wurde.

Die  parteiübergreifend bejubelte Vision des Oldenburger Verkehrs- und Baudezernenten Dr. Pantel, neben der Altstadt ein weiteres Stadtzentrum im Bahnhofsviertel zu etablieren, ist verkehrspolitisch nur schwer  vernünftig umsetzbar. Der Großteil des Individualverkehrs soll dann über Staugraben, Stau, Güterstraße, Straßburger Straße, Karlstraße, Neue Donnerschwer Straße, Pferdemarkt und Peterstraße abfließen. Die Autos würden sich somit neben dem Knotenpunkt Pferdemarkt auch wieder im Kreuzungsbereich rund um den Friedensplatz stauen. Ein Nadelöhr der besonderen Art - auf das auch schon die Gutachter im Rahmen des  letztjährigen Verkehrsversuchs mehrfach hingewiesen hatten.

Brennpunkt Ofener Straße/ Ammerländer Heerstraße:

Aufmerksamen Beobachtern ist sicherlich schon aufgefallen, dass bereits vor den Straßenbauarbeiten auf der Autobahn der Verkehr in Spitzenzeiten auf der Ofener Straße regelmäßig zum Erliegen kam. Ein Zustand, der bisher in diesem Maße nur in der Vorweihnachtszeit zu Tage trat. Doch es gibt einen ganz simplen Grund: Die Installation einer neuen Ampelanlage Ofener/ Auguststraße.

Im Rahmen des Busbeschleunigungsprogramms haben Busfahrer die Möglichkeit, die Grünphase per Funk zu verlängern. Nur: Bei einer verlängerten Grünphase  schlüpfen auch immer noch reichlich PKW zusätzlich mit durch. Da der Platz aber bis zum Kreuzungsbereich Friedensplatz sehr begrenzt ist, lautet die Formel schlicht und einfach: Zu viele Autos auf viel zu  wenig Raum. Und durch das bekannt undisziplinierte Verhalten vieler Verkehrsteilnehmer, indem sie ungeniert in bereits verstopfte Kreuzungen einfahren, geht schnell gar nichts mehr.

Sicherlich hat die Stadtverwaltung Recht, wenn sie dieses Fehlverhalten anprangert. Doch das es am ersten Tag der Baumaßnahmen auf der Autobahn rund um die Ammerländer Heerstraße zu einem Chaos ungeahnten Ausmaßes kam - daran  sind die Baustellenplaner ein großes Stück mit selbst Schuld: Man hatte nämlich dummerweise vergessen, den leuchtendorange farbigen Aufkleber auf dem Baustellenhinweisschild  Ofener Straße in Höhe des Eiscafes San Marco zu entfernen (bis dato übrigens immer noch nicht geschehen). Ein klares Signal besonders an auswärtige Autofahrer, dass das Westkreuz auf der BAB wohl noch nicht Richtung Emden/Leer  gesperrt ist …

Die morgige Verkehrsausschusssitzung ab 17.00 Uhr im Alten Rathaus könnte interessant werden: Auf der Tagesordnung steht u.a. ein Bericht der Stadtverwaltung über die aktuellen Straßenbauarbeiten. Ob dabei wohl auch ein wenig Selbstkritik zu erwarten ist …

DER INNENSPIEGEL wird an dieser Stelle darüber berichten.
(gl)

 

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