01.04.09

Dreck am Stecken?

An Oldenburgs Taxiständen verschwinden die Mülleimer - warum bloß?

Wer in letzter Zeit während der Schicht versuchte, die Cellophanfolie seines sorgsam verpackten Leberwurstbrots ordnungsgemäß im Mülleimer des Taxistandes seiner Wahl zu entsorgen, dem ist möglicherweise der letzte Bissen im Halse stecken geblieben. Denn die über viele Jahre so lieb gewonnene Gewissheit “Wo-ein-Taxistand-ist-, -ist-auch-ein-Mülleimer” gilt seit einigen Monaten nicht mehr.

Egal ob an der Eichenstraße, am Stillen Weg oder auch am Rauhehorst - es herrscht gähnende Leere wo vorher ein - zugegebenermaßen - oftmals übervoller Mülleimer hing. Grund genug für die INNENSPIEGEL – Redaktion da einmal nachzuhaken.

Allerdings brachte unsere Anfrage im Rathaus wenig Erhellendes. “Ein heikles Thema, wir möchten das nicht weiter kommentieren. Wenden Sie sich bitte an die Oldenburger Taxiverbände!“, lautete die Antwort von der zuständigen Stadtverwaltung. Gesagt - getan.

Und nun wird es ein wenig kurios. Denn unterschiedlicher als die beiden Antworten der sonst beim Thema “Tariferhöhung“ immer im Gleichklang blökenden Taxiverbände ging es kaum.

Offensichtlich gab es hier einen kapitalen Abstimmungsfehler.

So beklagte die IG Taxen die seit Jahren fehlende “Möglichkeit zur Mülltrennung durch Taxifahrer an den Ständen“ und versprach durch neue, moderne Müllsystembehälter einen veritablen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. “Wenn schon in der neuen Oldenburger Taxiordnung auf die Vermeidung von unnötigem  CO2-Ausstoß hingewiesen wird, möchten wir uns durch neue Mülleimer auch an die Spitze der Umweltbewegung setzen.”, heißt es in der Erklärung der IG Taxen fast schon überschwänglich.

Die AG Taxen überraschte mit ihrer Antwort. “Wir möchten nicht mehr, dass Taxifahrer ihren Müll und somit möglicherweise auch ihre betriebsinternen Aufzeichnungen, die sie während der Schicht gemacht haben, in öffentlichen Mülleimern entsorgen!“, kommentierte der Sprecher der Organisation und wies gleichzeitig darauf hin, dass man einen Antrag auf Demontage der Mülleimer beim Abfallwirtschaftsbetrieb gestellt habe.

Wie bitte? Betriebsinterne Aufzeichnungen? Achtlos entsorgt in öffentlichen Müllbehältern?

Eine brisante Geschichte in Zeiten, die fürs Oldenburger Taxigewerbe weiterhin unter dem ungünstigen Stern der permanenten Bedrohung durch die Steuerfahndung stehen.

Obwohl: Ist es wirklich vorstellbar, dass die rastlosen Kämpfer gegen Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung in Mülleimern nach Beweisen wühlen?

Es ist!

So wurde es kürzlich einem Taxifahrer offensichtlich zum Verhängnis, dass er allmorgendlich seine Tageszeitung bei seinem Lieblingskiosk kaufte und später am Taxistand Rauhehorst im damals noch vorhandenen Mülleimer entsorgte. Anhand der Fingerabdrücke gelang den Ermittlern  der Nachweis, dass der Taxifahrer häufiger arbeitete als erlaubt. Eine peinliche und teure Angelegenheit  sowohl für den Chef und als auch den Fahrer.

DER INNENSPIEGEL konfrontierte die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mit diesem Vorfall, die sich dazu aber nicht äußern wollte. Sie beließen es lediglich bei einem allgemein gehaltenen Statement, in dem es hieß: “Wir begrüßen es sehr, dass unsere Mitarbeiter auch einmal zu eher ungewöhnlichen Methoden greifen! Denn warum sollte man immer nur in Kleiderschränken oder Bankschließfächern nach belastbaren Unterlagen oder Geldbündeln wühlen ...“

gl

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