10 Tage im Mai

Buchvorstellung “422” von Rolf Bergmann


Vier-Zwo-Zwo
Rolf Bergmann
Marsilius-Verlag, Speyer
ISBN 3-929242-32-X
13,80 EUR

“Wie geht eigentlich ein Taxifahrer? Wenn er lang genug hinterm Steuer gesessen hat, geht er wie ein Seemann an Land, leicht wiegender Gang, etwas breitbeinig, nicht sehr schnell.” Genau diese Eigenschaft - oder besser gesagt deren Fehlen - zeichnet den “Mann in der grĂŒnen Weste” aus. Dem Autor zunĂ€chst nur ĂŒber den Weg und dann weglaufend sorgt er gleich zu Beginn des Buchs fĂŒr Hektik. Denn auffĂ€llig ist: Er kommt mit einem Taxi und ist offenbar doch nicht der regulĂ€re Fahrer. Aber wo ist der? Und warum kommt dem Autor die Beule am Taxi nur so bekannt vor? 

Das Buch von Rolf Bergmann zeichnet sich vor allem durch die komprimierte Schreibweise aus. Kurze SĂ€tze und AbsĂ€tze sowie eine taxistandfreundliche Kapiteleinteilung erfreuen den eiligen Leser ĂŒber kurzweilige 280 Seiten.

Vier-Zwo-Zwo, Namensgeber des Buches und frĂŒher der fahrbare Untersatz des Autors, wird in Mannheim inzwischen von zwei jungen Aushilfsfahrern rund um die Uhr gefahren. Frank Fuhrmann ist als betriebswirtschaftlich gebildeter Tagfahrer sehr auf Effizienz bedacht, Jörg Jarosch ist Nachtfahrer und MĂ€rchenforscher. 

“Die MĂ€rchen unserer Zeit werden wahrscheinlich im Taxi erzĂ€hlt - was meinen Sie als Ex-Taxifahrer dazu?” - Jörgs Freundin Lisa, eine Literaturagentin, bringt Rolf Bergmann - im Buch - zum (Mit-)Schreiben. Es entwickelt sich um “das Taxi als kleinem Kosmos unserer Zeit ein pfiffige Liebesgeschichte sowie die abenteuerliche Jagd nach einem Ring”. Denn hinter dem ist der “Mann in der grĂŒnen Weste” her. Tagfahrer Frank hatte den Ring fĂŒr eine nicht bezahlte Taxifahrt in Pfand genommen, in diesem Augenblick nicht wissend, daß es ihn ein paar Tage spĂ€ter nach New York verschlagen wĂŒrde. Und nicht ahnend, daß der Wert des Ringes die 17,40 DM bei weitem ĂŒberstieg ...

Viel Freude macht die detailgenaue Dokumentation des Taxifahrerdaseins. Viele Anekdoten ĂŒber kuriose Fahrten und FahrgĂ€ste (sehr schön: der DoppelgĂ€nger von Rudi Carrell oder der wortkarge LokfĂŒhrer) erinnern den Leser an eigene Erlebnisse unter dem Dachschild.  
(jr)

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