Sprit, Demos und Pleiten
Teuer, teurer und am teuersten. Jeder legt noch was drauf. Die Scheichs, die Politiker, die Ölfirmen und jetzt auch noch die Verbandsfunktionäre. Letztere machen den Diesel zwar nicht teurer, dafür verkohlen sie aber die Taxifahrer: Diese werden nämlich seit Tagen zusammen mit Truckern und Bauern an die Front geschickt. An die Demofront. Bei den Truckern könnte man glatt meinen, sie wären vom Aussterben bedroht. Die Zeitschrift Auto, Motor und Sport am 20.9.2000: “Mit einem knapp 2500 DM teuren Wegezoll für ihre Lastwagen über 7,5 Tonnen rollen schon jetzt die Spediteure auf die Liste der bedrohten Arten.” Die hohen Spritpreise werden allerdings nur dazu führen, daß es in 15 Jahren nicht 50% mehr LKW-Verkehr gibt, sondern eben nur 49%. Welch ein Verbrechen, ihnen das anzutun.
Aber die Taxifahrer, was wollen die da eigentlich?
Klar, wenn Diesel immer mehr kostet, müssen eben sparsamere Autos her oder die Tarife mal wieder erhöht werden. Guter Anlaß für manchen Verbandsfürsten, der seit Jahren die Preise stabil halten mußte, jetzt einmal richtig zuzulangen. Aber auch den Fahrern ein x für ein u vorzumachen, das ist wirklich nicht nötig. In unserem Gewerbe gibt es keine Konkurrenz durch billige Unternehmen aus dem Ausland. Wir arbeiten fast ausnahmslos auf lokaler Ebene. Und da führt jegliche Spritverteuerung dazu, daß der immens hohe Lohnanteil am Tarif kleiner wird. Das heißt, Taxifahren wird im Verhältnis zu den Kosten, die Otto Normalverbraucher für seinen PKW hat, immer billiger. Denn der sieht üblicherweise nicht seine ganzen Kosten, sondern nur den Preis an der Säule: Doppelter Preis = doppelte Kosten. Bei Taxen gilt dagegen doppelter Preis = 10-15% mehr Kosten Schön nachvollziehen läßt sich dieser Effekt im übrigen anhand der Zahlen über das Fahrgastaufkommen im Gewerbe. Immer wenn der Spritpreis unerwartet hohe Gipfel erklomm, wie z.B. 1973/74, 1979/80 oder auch 1991, füllte das dem Gewerbe die Auftragsbücher. Wenn Taxifahrer jetzt an Demos gegen den hohen Spritpreis teilnehmen, dann sägen sie an dem Ast, auf dem sie sitzen. Sie können stolz darauf sein, daß sie bisher ohne direkte Subventionen auskommen und nicht ständig bei Politikern betteln müssen wie viele andere Branchen. Daran sollte mancher Gewerbevertreter denken, bevor er den nächsten Kniefall vor dem Bundesverkehrsminister macht. (wag)
|