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Fast jedem Kollegen (und damit mögen sich bitte auch die Kolleginnen angesprochen fĂŒhlen), der sich nicht erst, grob geschĂ€tzt, jenseits der 35 hinters Lenkrad geklemmt hat, ist diese Frage von FahrgĂ€sten sicherlich mehrmals gestellt worden.
Möglich, dass Otto und Ottilie NormalbĂŒrger mit normalbĂŒrgerlichen Berufen sich fragen, welcher gescheiterten Existenz sie sich anvertrauen auf dem Weg von A nach B, was fĂŒr LebensumstĂ€nde jemanden zwingen mögen, diese TĂ€tigkeit auszuĂŒben, diesen “Beruf” zu ergreifen.
 
Also, wer von uns hat nicht schon mit dem Ausblick auf ein sattes Trinkgeld die Neigung verspĂŒrt, besagte Frage mit ja zu beantworten, verbunden mit einem dezenten Hinweis auf einen vollgestopften Semesterfahrplan, die demnĂ€chst anstehenden PrĂŒfungen und die ach so karge Existenz, geprĂ€gt von Verzicht und Maloche ?
Haben wir nicht vorher schon bewiesen, was uns Taxifahrer auszeichnet, so ist es spĂ€testens zu diesem Zeitpunkt des GesprĂ€chs mit dem Fahrgast angebracht: Gute Menschenkenntnis und das blitzschnelle, anpassungsfĂ€hige Reagieren auf sich verĂ€ndernde Situationen. Haben wir also gegebenenfalls die Frage nicht verneint, so mĂŒssen wir nun ausbaden, was fast zwangslĂ€ufig kommt: “Was studieren Sie denn ?”
Auweia, hoffentlich versucht der Fahrgast nicht, mit uns eine Diskussion ĂŒber semantische Besonderheiten oder binomische Formeln anzuzetteln. Wohl den Kollegen, die ein paar Semester in der Uni verbracht haben und zumindest ĂŒber ein Basiswissen in ihrem Fachbereich verfĂŒgen und das GesprĂ€ch inhaltlich fĂŒllen können. Oder man greift jetzt auf andere Tugenden eines Taxifahrers zurĂŒck: Ein Druck aufs Gaspedal, um die Konzentration des Fahrgastes auf den fließenden Verkehr zu lenken, Schimpfen auf den Vordermann, Radfahrer, FußgĂ€nger etcpp. Jedenfalls möge das Fahrziel des Kunden möglichst schnell erreicht sein.
 
Dabei wĂ€re es doch, wozu all die MĂŒhe, dem zu erwartenden Trinkgeld nicht abtrĂ€glich, wenn wir das doch zumeist wohlwollende Interesse des Fahrgastes mit der Wahrheit belohnen: Mit diesem Job kann man wahrhaft keine ReichtĂŒmer anhĂ€ufen und es ist erst recht ein armer Hund, der davon eine Familie ernĂ€hren muss in Anbetracht der dazu notwendigen Arbeitszeit und einer zwangslĂ€ufig dahinschwindenden Gesundheit.
Ein Personalchef eines grösseren Oldenburger Taxibetriebes drĂŒckte es mal so aus: “Wir sind doch die letzte Auffangstation vor dem Sozialamt” (Zitat). Dieses Armutszeugnis von höherer Stelle und im wahren Sinne des Wortes mögen wir getrost benutzen und auf ein angemessenes Trinkgeld hoffen.
Und seien wir doch mal ehrlich, liebe Kollegen: Ein Großteil von uns hat sich doch sein Leben so eingerichtet, dass die schmale Entlohnung ausreicht. Viele von uns möchten doch nicht die Portion Freiheit, die uns unser Job bietet, eintauschen gegen die Belastung, die uns woanders erwarten wĂŒrde. Wer von uns möchte, und dies nur als Beispiel, etwa 8 Stunden tĂ€glich in einer Taxizentrale eingesperrt sein ? Und es macht uns Spaß, Kontakt zu haben mit Menschen aller erdenklicher Couleur, wir sind von Natur aus hilfsbereit (oder ?) und schon ein gutes GesprĂ€ch pro Schicht versĂŒĂŸt uns den Arbeitsalltag.
Ein Schuft, der dabei nur an den schnöden Mammon denkt !
(am)
 

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