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Opas Taxi

Im Sommer letzten Jahres trafen in Lübeck 150 Realsatiriker zusammen und verbrachten einen Tag. Sie nannten ihn “Tag des Taxi- und Mietwagengewerbes. Einige der Bursche hielten eine Rede und hätten es besser nicht getan. Hans-Günther “Gustav” Bartels gehörte dazu.

Sommerzeit, Urlaubzeit. Wer verreist, verreist, wer nicht, nicht und bleibt wo er ist, um sich die Langeweile mit nützlichen Illusionen zu vertreiben. Oder man gehört zu denen, die sich an einem bestimmten Tag, an einem bestimmten Ort zusammenrotten, um ein wenig Spaß zu haben.

Der ausgemachte Treffpunkt letztesmal war Lübeck und 150 gutsaturierte Realsatiriker waren dem Aufruf gefolgt, den "Tag des Schleswig-Holsteinischen Taxi- und Mietwagengewerbes" zu begehen. Man ging gewohnte Wege. So konnte der zugegeben schlichte Titel nur Programm sein für das Motto einer Veranstaltung, die in dieser Form keiner braucht. Innovatives hatte es geben sollen,  von neuen Märkten, die erschlossen werdern müßten, wollte man zu berichten wissen. Vielmehr als ein Sammelsurium von Phrasen und Eitelkeiten ist es nicht gewesen, was den Beteiligten tatsächlich einfiel. Alte bis neue, einige topaktuelle, andere etwas aus der Zeit gekommene, graue, blaue, schwarze, wenige mit Nadelstreifen versehene Anzüge und deren Träger galt es stattdessen zu beäugen und gutachten. Nun ja, wer's mag.

Gelabert wurde auch und reichlich, so wußte Dieter Hamann (IHK Kiel) über 1400 bzw. 640 registrierte Taxen und Mietwagen im nördlichsten Bundesland bei zunehmender Dichte pro Einwohner bla, bla, bla, bla zu berichten. Interessant! Andere Redner waren nicht minder unterhaltsam, Reinhard Müller war so einer. Der Vorsitzende des Landesverbandes für Taxen- und Mietwagengewerbe Schleswig-Holstein, ereiferte sich in der Forderung nach Einheitkutten für den gemeinen Asphaltmob. Fahrer in abgerissenen Klamotten entsprächen nicht dem Standard, den Müller der Klientel aus Gesellschaft und Luxusabsteigen wünscht. Überglücklich von solchem Quatsch, nutze er das Podium, den Opportunisten eine flammende Rede über die Notwendigkeit einer neuen Taxlermoral zu halten. Die Welt hatte einen weiteren Knigge, der Saal tobte.

Die fixe Idee des großen Vorsitzenden endete in der Intention, in einem in Ladelund, Kreis Husum, zu errichtenden Kuratorium all die Edgar Sinkels der Branche zu internieren und ihnen die Leviten zu lesen. Umgepolte könnten im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms Einsicht beweisen, und ihren Durchschnitt an jenen schadlos halten, die nach hartem Business - direkt und ohne Umwege, mein Kleiner - den Suiten der Hotels entfleuchten und im Sündenpfuhl der Nacht an Wein, Weib und Gesang sich erquicken. Tanzt auf den Tischen, Jungs, und schleckt den Schlampen die Pussys aus. Wir werden deiner Visionen gedenken, wenn uns jüngst einer dieser Typen in unsere keimfreien Kisten kotzt!

Die Latte lag hoch, noch ausstehende Schwätzer würden es schwer haben, das Volk bei Laune zu halten. Walter Koch indes, Moderator des netten Nachmittags, improvisierte, strich kurzerhand den Vertreter des Dinge-die-man-schüttelt-und-dennoch-nicht-funktionieren-Verbandes von der Rednerliste und ließ an seinerstatt Hans-Günther “Gustav” Bartels an das Pult stolpern. Der leicht errötete aus Oldenburg, graue Eminenz des Gewerbes und Vize-Präses der Nutz- und Endlos-Vereinigung BZP, wußte durch eine gewohnte Nullnummer zu überzeugen. Denn Bartels Interpretation der Orientierung nach neuen Bereichen war letztlich so alt, wie Rapunzels Haare lang sind.

Dentallabore (danke Herr Hirschberg), Pressevertriebe (danke Herr Weber), als auch die Deutsche Post (danke Herr Hartung) könnten solche, die Standzeiten verkürzende Nischen sein. Sie sind es ehedem, nur nicht im eigenen Stall. Der Objektschutz, den er außerdem aufzählte, ist sein seit Jahren verwaister Zögling, der die Investition in die Sicherheitszentrale nie lohnte.

Mit “Opas Taxi ist tot” umschrieb Bartels sein Eingeständnis dieser Allianz aus Inkompetenz und Unvermögen. Denn den Sterbehelfer, als der er sich verstanden wissen wollte, kann ihm keiner abnehmen. Dazu nämlich müßte H.-G. B. den Schalter der Herz-Lungen-Maschine, die das matschige bißchen Hirn des Patienten Bald, respektive Taxiring ad absurdum führt, auf AUS umlegen. Alte Zöpfe jedoch, werden von anderen abgeschnitten und wer wirklich Innovatives will, wählt 8 11 11. Mehr Nummern braucht kein Mensch.
(es)
 

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