Tariferhöhung - eine Nachlese

Der Beschluß

Die NWZ war schneller als erwartet: Schon am 12.7.00 berichtete sie über die Ratssitzung vom Vortag. Der neue Oldenburger Taxitarif wurde beschlossen, die Erhöhung noch mal an einem Beispiel verdeutlicht. Zwei Wochen später folgte die Bekanntmachung im Amtsblatt des Regierungsbezirks Weser-Ems. Am 19.8.00 wurden dann die  Taxameter umgestellt. 

Die Ungereimtheiten

Auf den ersten Blick sieht der neue Tarif ja genauso aus wie der alte - bis auf die Zahlen und die Euro-Umstellung. Auffällig ist bei genauer Betrachtung allerdings,  daß die Formulierung für den Kombi- und Großraumfahrzeugzuschlag sich geändert hat: Hätte ein gesetzestreuer Fahrer sich bisher genau an die Formulierung gehalten, so hätte er den Zuschlag bei jeder Fahrt  berechnen können. Es war ja nicht vorgesehen, daß die 6 DM nur bei Anforderung eines solchen Fahrzeugs fällig werden. Das wurde mit einer entsprechenden Ergänzung im neuen Tarif jetzt präzisiert. Aber eine Frage bleibt trotzdem offen: Warum gilt der Zuschlag eigentlich nicht für Kombifahrzeuge mit nicht mehr als 5 Sitzplätzen? Ein Unternehmer, darauf angesprochen, antwortete: “Es weiß doch jeder, was gemeint  ist.” Ob ein Richter im Falle eines Rechtsstreits diese Antwort gelten lassen würde? 

Die ganze Tarifordnung

Der Tarif, der in jedem Fahrzeug mitgeführt wird, ist nur ein Teil der Oldenburger Taxitarifordnung. Warum FahrerIn und Fahrgast  der Rest vorenthalten wird, ist rätselhaft. Immerhin geht es dort u.a. um den Geltungsbereich des Tarifs - die ominösen 50 km, die Fälligkeit der Beförderungsentgelte und die Ordnungswidrigkeiten, die durch  das Nichtbefolgen der Verordnung begangen werden könnten.  
Daher ein Aufruf an alle Leser: Wer kennt eigentlich bisher schon den genauen und vollständigen Wortlaut der Oldenburger Taxitarifordnung? Ein Unternehmer vielleicht?  

Die Umfrage

In den letzten Wochen konnten dann alle ihre ersten Erfahrungen mit den neuen Preisen sammeln. Dem Feedback-Aufruf der letzten Ausgabe von DER INNENSPIEGEL kamen leider  nicht allzu viele FahrerInnen nach. Um trotzdem einen halbwegs verläßlichen Überblick über die Folgen zu bekommen, wurde in den letzten Tagen eine Umfrage zur Thematik durchgeführt. 
Die Redaktion  befragte insgesamt 62 FahrerInnen, davon 38 aus der Tag- und 24 aus der Nachtschicht. 
Festgestellt wurde von Tag- und Nachtschicht, daß sehr viele Kunden die Tariferhöhung offensichtlich kaum  bemerkt haben.
Bezüglich der 3-Minuten-Regelung gingen die Meinungen allerdings auseinander: Die TagfahrerInnen äußerten größte Befürchtungen angesichts der bevorstehenden Wintersaison und der damit verbundenen verkehrsbedingten  Wartezeiten, die sich nun in der Regel nicht mehr auszahlen. Die NachtfahrerInnen finden die Regelung dagegen unerheblich. Aber keine Regel ohne Ausnahme: “Wenn das die Fahrgäste erst mal merken, dann halten die doch an jeder Tankstelle”, so ein Fahrer. 
Weiter erkundigten wir uns, ob der Verdienst seit der Erhöhung gestiegen sei. Auch hier gab es Unterschiede zwischen den Schichten: Tagsüber herrschte der Eindruck vor, daß nicht mehr Geld im Portemonnaie sei. Nachts sind die Umsätze dagegen offensichtlich gestiegen.
Befürchtungen, daß die Kunden zur Kompensation der höheren Taxipreise beim Trinkgeld sparen könnten, haben sich nicht erfüllt. Es fließt in gleicher Höhe weiter wie bisher.
Von der Kritik an der 3-Minuten-Regelung abgesehen, lautete die Antwort auf die Frage, ob man lieber zum alten Tarif weitergefahren wäre, mehrheitlich: Nein.

Gespräch mit Hartung 

Bei den  Vorbereitungen zur Titelgeschichte der Ausgabe vom 03.07.00 liefen wir - wie berichtet - bei allen Beteiligten ständig gegen Wände, wenn wir etwas über den neuen Taxitarif erfahren wollten. Die  Begründung lautete damals, man wolle nicht in ein schwebendes Verfahren eingreifen. Daher vereinbarten wir für die Zeit danach einen weiteren Termin mit Hartung.
Dieses Mal war er bezüglich des Zustandekommens des Tarifs etwas offener. Uns interessierte vor allem, wie sich die Höhe des Tarifs ergeben hatte. Wie berichtet, gab es zwei Anträge - einen von der AG Taxen (Hartung) und einen von der IG Taxen (Bartels). Beide liefen trotz Unterschieden in der Zusammensetzung auf eine Erhöhung von etwa 7% hinaus. Der Kompromiß ergab dann allerdings einen Wert von ca. 10% .
Hartung erklärte, es sei um die  Werte der einzelnen Tarifzonen gerungen worden, wobei der untere Wert von 2,00 DM / km in der Stufe 3 von seiner Seite nicht zur Disposition stand. Dieser Wert sei zur Kostendeckung bei weiten Fahrten (MwSt  ab 50 km = 16%) absolut nötig. Da man sich ansonsten in allen Werten im wesentlichen auf Mittelwerte zwischen beiden Anträgen einigte, ergab sich am Ende der genannte Wert von 10%. Er sei im übrigen  froh, daß eine Erhöhung um dieses Maß genehmigt worden sei. Denn die im Laufe des Jahres unerwartet stark gestiegenen Spritpreise könnten so zumindest für die nächsten Monate noch verkraftet werden. Sollte sich das Niveau aber bis zum Frühjahr nicht ändern, müßten man sich Gedanken über eine Kompensation machen.
(jr)

Siehe auch Titelstory von Ausgabe 1: Abgefahren!? Sind das die neuen Tarife?

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